Montag, Januar 16, 2006

Vor dem Apparat 3/3

Und nun begreift er schlagartig, was für ihn vorgesehen ist; wofür er bestimmt ist, muss es sich doch noch eingestehen..., muss versuchen sich zu retten! Aber alles was er noch schafft ist ein verzweifeltes Quiecken, das ihm die mitleidlose Schlinge schon im Ansatz abdreht, als die Arme, die ihn kurz zuvor noch so kraftvoll getragen haben, nun schön behutsam nach unten holen.
„Tanz...!“ ruft sie ihm nochmal, höhnisch, wie zur Aufmunterung, „Tanz...!“
Da wird ganz von ihm abgelassen und er baumelt frei im Strick, schlingert eilig um die eigene Achse. Sie sehen ihm zu; sehen zu, wie ihm der Strang den Körper verkrampft, wie sein gequältes Gesicht nur vage Muster in den schwarzen Sack zu zeichnen vermag, den sie ihm über den Kopf gestülpt haben. Unter dem Eindruck der mitleidsfreien Strangulation zappelt er zunehmend heftiger, strampelt mit seinen Beinen immer wilder.
So sinnlos,
so hilflos!
Aber auch so schön...!
Immer leidenschaftlicher zappelt er vor ihnen, immer hoffnungsloser, stellt er seinen intimen Todestanz zur Schau, auf
dem genüsslich ihre Blicke liegen. Schauer zuckender Muskeln gleiten über seine Haut, besänftigen die Lust seiner Henkerinnen. Aber bedrohlich und langsam entspannen sich seine Glieder auch wieder. Nur sein Stöckchen, das ihm die Panik aufgerichtet hat, das ihm nun nervös gegen die Bauchdecke hüpft. Dagegen baumeln seine Beine Schon schlaff und ganz kraftlos in der Tiefe. Ein Seufzer entfährt einer der Henkerinnen, angesichts solch eines konvulsiven Schauspiels, hallt nach in dem kahlen Raum... Und dann spritzt ihm endlich der heiße Saft aus dem aufrechten Glied, verlässt in hohem Bogen das leblos gewordene Fleisch, und klatscht nach einem parabolen Fall lautlos auf den Boden; den Damen vor die glänzenden Schuhspitzen, die endgültig letzte Gemeinheit, die ihm entfahren sein wird, diese milchige Lebensessenz, die sie ihm jetzt ein für alle Mal ausgewrungen haben.

Sie haben Recht an ihm gehandelt; es an ihm vollstreckt. In einer perfekten Horizontale, hängt das Stück Fleisch vor ihnen herunter. Sie haben ihn hingerichtet.
Was bleibt, ist den schmutzigen Fleck, den seine niederträchtige Existenz hinterlassen hat, mit einem Tuch fortzuwischen.

Und ein Protokoll anzulegen:

„Verfahren:..?
Fein säuberlich aufgeknüpft, wie ein andalusisches Windhündchen... Nein...! Hmm... Der Schuldhafte wurde durch... wurde vorschriftsgemäß durch den Strang... vom Leben in den Tod überführt... So...!“ „Dauer der Durchführung des Verfahrens:...? Mal sehen... das sind... fünf Minu...“

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